„Die beste Kilowattstunde ist die, die gar nicht erst verbraucht wird“

Was haben so unterschiedliche Unternehmen wie ein Autohaus, ein Schornsteinfeger, ein Yogastudio, ein Krankenhaus, eine Zahnarztpraxis und eine große Hotelkette gemeinsam? 

Sie alle sind Teil der Hamburger UmweltPartnerschaft.

In dem Hamburger Netzwerk für eine grüne Wirtschaft sind so gewichtige Namen großer Arbeitgeber, wie die Asklepios Kliniken, Otto, Ikea Hamburg, die Elbphilharmonie, die Ratsherrn Brauerei oder die Reederei Hamburger Lloyd vertreten. Es sind aber auch viele kleine- und mittelständische Unternehmen, die das Rückgrat des Hamburger Wirtschaftslebens bilden, im Verbund dabei. Um als Partner in dem Verbund aufgenommen und sich mit dem Logo Umweltpartner schmücken zu dürfen, müssen die Unternehmen vorweisen, dass sie Maßnahmen zu Energieeffizienz, Umweltschutz und nachhaltigem Wirtschaften in ihrem Unternehmensalltag umsetzen. 1562 Unternehmen sind nach Stand August 2023 in diesem freiwilligen Zusammenschluss Mitglied, der bereits seit zwanzig Jahren besteht und doch ist die UmweltPartnerschaft vielfach nur Eingeweihten ein Begriff.

Wir haben Joachim Hartz, einen Energieberater - Team Industrie, Energie, Umwelt von der Handelskammer, während seiner Werbetour zum Interview an einem Infostand in Hamburg Altona getroffen.

Joachim Hartz gibt Unternehmen konkrete Tipps, wie sie Energie einsparen und sich umweltfreundlicher aufstellen können.

HotStuff:  Sie sind mehrere Wochen durch Hamburg getourt, um das Gewerbe auf Ihr Angebot zur Energieaufklärung und das grüne Netzwerk UmweltPartnerschaft aufmerksam zu machen.  Diese ehrgeizige Initiative eines grünen Wirtschaftsverbunds existiert seit zwanzig Jahren in Hamburg und dennoch ist sie in der Öffentlichkeit relativ wenig bekannt? Wie kann das sein? Machen Sie zu wenig Werbung oder was läuft da falsch?

Hartz: Es ist nicht so, dass wir wenige Unternehmen erreichen. Das Netzwerk UmweltPartnerschaft umfasst 1560 Unternehmen in Hamburg, von sehr großen Arbeitgebern bis hin zu kleinen Betrieben. Sie alle profitieren davon, dabei zu sein, denn hier geht es darum, wie man effektiv Energieeinsparmaßnahmen und Umweltschutz in den Unternehmen in die Realität umsetzt. Zugleich kann man mit dem Label auch ein Stück weit Werbung machen, dass man als Firma Umweltschutz und Nachhaltigkeit als wichtiges Thema erkannt hat und sich bemüht, in diese Themen zu investieren und besser zu werden. Doch die Resonanz könnte noch größer sein. Das wäre wünschenswert.

Was muss man dafür tun, um im Netzwerk UmweltPartnerschaft aufgenommen zu werden?

Unternehmen, die in das Netzwerk aufgenommen werden möchten, müssen Maßnahmen im Umwelt- und Ressourcenschutz nachweisen, wie z. B. Aktivitäten im Bereich Energie und Wärmewende, Energieeffizienz, nachhaltiger Einkauf, Kreislaufwirtschaft oder betriebliche Mobilität. Aber auch grüne Dienstleistungen wie Fahrradkurierfahrten oder Green Technology können für eine Aufnahme reichen. Interessierte Unternehmen haben die Möglichkeit einen Beratungstermin vor Ort in Anspruch zu nehmen.

Das sind dann Sie, der direkt bei den Unternehmen vorbeischaut?

Genau, ich und meine Kolleginnen und Kollegen, aus der Handwerks- sowie in unserem Fall aus der Handelskammer. Dafür sind wir als Erst-Ansprechpartner da. Für die spätere dezidierte Umsetzung gibt es dann weitere Experten, wie u.a. die DENA-Energieberater. 

Was ist konkret Ihre Aufgabe?

Wir wollen auf die Chancen der Energiewende hinweisen. Unser Antrieb ist, dass die beste Kilowattstunde die ist, die gar nicht erst verbraucht wird. Energieeffizienz, eine klimafreundliche Energie- und Wärmegewinnung sowie Ressourcenschonung sind wichtige Voraussetzungen, um den Herausforderungen der Klimakrise zu begegnen. Der Staat stellt dazu Geld bereit, doch viele Firmen wissen nicht, was es alles für Fördermittel gibt und ob sie für sie in Frage kommen. Zudem ist es ohnehin notwendig und sinnvoll, als Unternehmen zu schauen, was die energetischen Schwachstellen im Betrieb sind und wie sie behoben werden können. Auf lange Sicht wird es sich für alle Unternehmen lohnen, sich mit dem Thema Energieeffizienz auseinander zu setzen, denn Energie wird stetig teurer werden. Und damit die energieintensiven Unternehmen wegen der gestiegenen und noch zu erwartenden weiter steigenden Energiepreise nicht irgendwann abwandern, ist es wichtig, bereits jetzt die Weichen zu stellen und umzusteuern. Und dabei so gut es geht von den staatlichen Förderungen zu profitieren.

2003 wurde die UmweltPartnerschaft Hamburg gegründet. Das Bündnis will auf  freiwilliger Basis Umwelt- und Klimaschutz in Hamburger Unternehmen etablieren.

Was gibt es denn alles für Fördertöpfe?

Das ist ein zu großes Feld, um das in wenigen Worten zu beschreiben. Und es kommt immer sehr auf den Einzelfall an. Deswegen arbeiten wir auch eng mit der IFB, der Hamburgischen Investitions- und Förderbank zusammen, die wiederum im Zusammenwirken mit Wohnungsbaukreditanstalt und den Hausbanken Kredite für größere Umstellungen vergibt und diverse Förderprogramme für unterschiedliche energetische Maßnahmen bereithält. 

 Wo bestehen die größten Verbesserungspotentiale in Firmen? 

Die größten Baustellen sind meist Anlagentechnik, Beleuchtung, Heizung. Schwierig ist es für viele Betriebe, dass sie die Gewerbeimmobilien nur gemietet haben und daher z.B. an der Art der Heizungs- und Klimaanlagentechnik zunächst einmal nicht viel ändern können, da das der Vermieterseite obliegt. 

Was bleibt dann diesen Unternehmen zu tun?

Auch in kleinerem Maßstab gibt es viele Stellschrauben, an denen man drehen kann.

Besonders bei der Beleuchtung: Seit Ende August 2023 besteht ein endgültiges EU-Verbot von speziellen Leuchtstoffröhren, den Modellen T8 und T5. Diese Maßnahmen waren zwar bereits seit Längerem angekündigt, dennoch haben sich viele Unternehmen auf das endgültige Aus nicht rechtzeitig vorbereitet. Die Leuchtstoffröhren sind noch in sehr vielen Betrieben verbaut. 

 

Doch eine Umrüstung ist nicht nur geboten, sondern auch sehr sinnvoll. LEDs bieten im Vergleich zu Leuchtstofflampen entscheidende Vorteile. Sie sind flexibler und sie verfügen über eine viel höhere Energieeffizienz. Es lassen sich bei LEDs bis zu 80 Prozent der Energie einsparen, die früher durch Glühlampen verbraucht wurden. Um den Austauschprozess voranzutreiben, sind Programme zur Förderung von LED-Beleuchtung in Unternehmen vorhanden.

Ziel ist es, dass die Hamburger Unternehmen klima- und umweltfreundlicher werden. Die Hamburger UmweltPartnerschaft, ein Netzwerk für eine grüne Wirtschaft, soll dazu entscheidend beitragen. 1562 Hamburger Unternehmen machen bereits mit. Im Herbst starteten die Energieberater von Handels- und Handwerkskammer Kampagnen, um noch mehr Hamburger Unternehmen zum Mitmachen zu bewegen.

Neben der LED-Beleuchtung eignen sich sicher noch weitere Bereiche, um mehr Energieeffizienz und Umweltschutz in Unternehmen zu erreichen?

Es gibt noch zahlreiche andere. Grundsätzlich entscheidend ist aber die Mitarbeitersensibilisierung. Nur wenn die Mitarbeiter mitgenommen werden, lassen sich Maßnahmen zu mehr Nachhaltigkeit in den Unternehmen realisieren. Auch ein entscheidender Bereich ist die Mobilität. Wie kommen Mitarbeiter*innen zur Arbeit? Wie können die Unternehmen dabei unterstützen, dass das möglichst umweltverträglich vonstatten geht? Viele Mitarbeitervorteile zielen bereits darauf ab, ein Beispiel dafür ist die Initiative Jobrad. 

Sie machen also die Erfahrung, dass die Wirtschaft grundsätzlich bereit ist, für Ressourcen- und Umweltschutz Veränderungen im Betrieb vorzunehmen und dafür Investitionen vorzunehmen. Geht es Ihnen schnell und entschlossen genug voran?

Ich würde mir teilweise ein schnelleres, beherzteres Vorgehen wünschen. Aber es wird den Unternehmen auch nicht immer leicht gemacht. Wir leiden an einer Überbürokratisierung und viele Verfahren dauern zu lange und sind zu umständlich. Und es ist nicht hilfreich, wenn von der Politik nicht klare, verbindliche Vorgaben gemacht werden. 

Haben Sie da etwas Konkretes vor Augen? 

Im Bereich Wärmepumpen zum Beispiel. Luft-Wärmepumpen verursachen im Betrieb ein leichtes Geräusch, das besonders nachts von Nachbarn als störend empfunden werden könnte. Luft-Wärmepumpen stoßen zwischen 40-65 db(A) aus. (Zur Veranschaulichung: Vogelgezwitscher liegt ebenfalls bei 40 db.) In eng bebauten Nachbarschaften dürfen Luft-Wärmepumpen teilweise nicht verbaut werden, weil es heißt, die Lärmbelästigung könnte nachts für die Anwohner zu groß sein. Es ist aber hinnehmbar, dass der normale Straßenverkehr in direkter Nähe etwa 70 dB(A) erzeugt. Das wird den Menschen zugemutet. Wenn die Energiewende gelingen soll und man von fossiler Energieerzeugung wegkommen will, muss man sich auch klar zu den Alternativen bekennen. 

Weitere Informationen:

Kontaktaufnahme:

Ansprechpartner*innen in der Handelskammer

Die Mitglieder in der UmweltPartnerschaft sind unter www.hamburg.de/Partnerkarte
auf einer interaktiven Karte zu finden.

Website der UmweltPartnerschaft

 

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