"Es wird nicht gegen, sondern mit der Natur gearbeitet."
Die Blackbox-Gardening Methode wird in dem gleichnamigen Garten-Ratgeber aus dem Ulmer Verlag beschrieben, die sich die Strategie versamender Pflanzen zunutze macht. Das vorangestellte Zitat umfasst die Philosophie dieses innovativen Gärtneransatzes. „Dynamik und Zufall nehmen in diesem Prozess eine bedeutende Rolle ein“, schreiben die Autoren Jonas Reif und Christian Kress.
Das Buch ist im Ulmer Verlag erschienen.
Bislang sind Gärtner*innen es vor allem gewöhnt, jedes Jahr aufs Neue die Beete mit vielen gekauften Blumen neu zu bepflanzen. Das bedeutet, dass immer wieder neue Arbeit, Geld und Ressourcen investiert werden müssen. Blackbox Gardening in seiner radikalen Form lässt die Natur allein ihr Handwerk verrichten. Die Gärtner*innen müssen allerdings auch beim Blackbox Gardening zunächst einmal die Rahmenbedingungen schaffen. Das beschreiben die beiden Autoren, in dem sie zunächst die Methode vorstellen und ihre Vorteile und Potenziale beschreiben. Sie bezeichnen diese Art des Gärtnerns als „eine konsequente Weiterentwicklung eines gestalterischen und philosophischen Ansatzes, der uns zu ganz neuen, hochdynamischen und dadurch besonders lebendigen Gärten führt.“
Die Autoren unterstreichen, dass der neue Ansatz, durchaus mit bestehenden Gartenkonzepten zusammen bestehen kann. Sie geben Tipps zu Pflege- und Gestaltungsstrategien. Die Überschriften zu den einzelnen Gartenkonzepten klingen poetisch-verheißungsvoll wie „Lasset die Spiele beginnen“ oder „Wer früher stirbt, lebt intensiver“. Ein Kapitel heißt „Die Kunst des Wegnehmens“, ein anderes aber auch „Die Geister, die ich rief“. Einen großen Teil widmen die Autoren der Strategie versamender Pflanzen und an welchen verschiedenen Orten sie gedeihen können, von der Wüste, dem Feld, über die Wiese bis auf die kleinste Mauerfuge. Sie beschreiben, welche Pflanzen noch teilweise nach Jahren keimfähig sind.
Neben dem theoretischen Teil, in dem auf die Verschiedenartigkeit der versamenden Pflanzen, aber auch auf die verschiedenen Vorbedingungen, wie Klima oder Bodengegebenheiten eingegangen wird, ist ein Teil des Buches der Vorstellung verschiedener Gärten gewidmet, die sich dem Blackbox Gardening Prinzip verschrieben haben. Wie der Garten auf der englischen Halbinsel Dungeness, der herrschaftliche Garten des vor den Toren Londons befindlichen Landsitzes Waltham Place, der Garten des niederländischen Malers Ton ter Linden oder der von Het Vlackelland in der niederländischen Provinz Zeeland, der zeigt, dass Blackbox Gardening auch in kurzer Zeit schon beeindruckende Ergebnisse liefern kann.
In einem kurzen Portrait wird einer der Pioniere des Blackbox Gardening vorgestellt. Dr. Wolfram Kunick, der früh das Potenzial versamender Pflanzen erkannte. Seine Lehrtätigkeit als Professor für Freiraumplanung und Stadtökologie gab er nach einigen Jahren auf, um auf einem Acker in Bornheim bei Bonn ein großes Pflanzen-Experimentierfeld zu schaffen. Sein Garten dient ihm dazu, Saatgut für verschiedene Projekte einzusammeln.
Im dritten sehr ausführlichen Teil des Buches werden geeignete Blackbox-Pflanzen vorgestellt. Alle sehr übersichtlich mit Foto und einem dazugehörigen Erklärteil. Hier zeigt sich einmal mehr die große Expertise der beiden Autoren. Jonas Reif, der studierte Landschaftsplaner und langjährige Fachautor, wurde 2020 zum Professor für „Pflanzenverwendung und Vegetationskonzepte“ in Erfurt berufen. Christian Kreß ist Inhaber der oberösterreichischen Sarastro-Staudengärtnerei, die ein außergewöhnlich breites Sortiment an Stauden bereithält und zudem Führungen durch den Schaugarten anbietet. Die Fotos im Buch stammen von Jürgen Becker, einem renommierten Gartenfotografen.
Dieses Buch ist ein großartiger Einstieg in das Thema.
Das Buch kann im Ulmer Verlag für 29,90 Euro bestellt werden.
Wer mehr über Blackbox Gardening im Selbstversuch, gute Pflanzempfehlungen und Erfahrungstipps aus der Praxis erfahren will, der sollte „Wenn der Garten selber gärtnert“ nachschauen