Viele begeisterte Köche wollen nicht auf einen Gasherd verzichten - doch hat dieser bald ausgedient?
Ambitionierte Profi- und Hobbyköche schwören auf die Verwendung von Gas-Herden beim Kochen. Ein Gasherd punktet mit einer schnellen Hitzeentfaltung und die Temperatur lässt sich gut regulieren. Saucen, Steak und Fisch lassen sich klasse über einer Gasflamme zubereiten.
Gesundheitliche Risiken
Doch ist es das wirklich wert? Laut einer neuen Studie aus dem Jahr 2024 von Wissenschaftlern der spanischen Universität Jaume I verursachte die Nutzung von Gasherden in der EU und Großbritannien jährlich geschätzte 40.000 vorzeitige Todesfälle und eine signifikante Zahl an Asthmaerkrankungen, besonders bei Kindern. Demnach hätten Heranwachsende durch den Betrieb von Gasherden eine 20% höhere Wahrscheinlichkeit an Asthma zu erkranken. Weitere gesundheitliche Folgen bestünden in einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Lungenkrebs. Kritiker hingegen bemängeln, dass die Zusammenhänge nicht eindeutig belegbar seien.
Also alles nur Panikmache? Dazu muss man sich klar machen, was beim Kochen mit Gas in den Innenräumen entsteht. Schon ein kurzer Kochprozess kann zu einer Konzentration von Schadstoffen führen, die selbst in der Nähe stark befahrener Straßen verboten wäre.
„Wer mit Gas kocht, holt sich damit die Luftverschmutzung nach Hause.“ fasst es die US-Nachhaltigkeitsforscherin Brady Seals, die bereits mehrere Studien zum Thema veröffentlicht hat, zusammen.
Besonders problematisch sind die Emissionen von Stickstoffdioxid (NO₂), Feinstaub und weiteren Schadstoffen wie Formaldehyd und Benzol für die Gesundheit.
Klimaschädliches Kochen
Auch ökologische Bedenken sprechen gegen die Nutzung von Gasherden. Als besonders problematisch wird dabei der Austritt des Gases Methan bewertet. Das entweicht selbst dann, wenn der Herd nicht angeschaltet ist, zum Beispiel aus kleinen Lecks. In den USA sind in den letzten Jahre mehrere wissenschaftliche Studien veröffentlicht worden, die auf die schädlichen Auswirkungen durch Gas-Herde hinwiesen haben. Forscher einer US-Studie kamen zu dem Schluss, dass die klimaschädlichen Emissionen aller Gasherde in den USA vergleichbar mit dem Ausstoß an CO₂ von einer halben Million gasbetriebener Autos in einem Jahr seien.
In den USA ist der Gasherd sehr verbreitet, in jeder dritten Küche wird auf offener Flamme gekocht. In Europa sind besonders in Italien, Frankreich, Polen und Großbritannien viele Gasherde in Haushalten vorhanden. In Deutschland ist der Anteil dagegen sehr gering und liegt bei ca. 7 Prozent.
Gasherd wird zum Politikum
Trivial ist selbst die Nutzung eines Haushaltsgeräts in diesen Zeiten nicht mehr. Um die zukünftige Nutzung von Gas-Herden ist in den USA ein regelrechter Kulturkampf entbrannt.
Als Konsequenz vor den gesundheitlichen und klimaschädlichen Auswirkungen von Gas-Herden haben Städte wie New York, Los Angeles und San Francisco Verordnungen erlassen, die den Einbau von Gas-Herden in Neubauten verbieten. Stattdessen sollen elektrische Alternativen wie Induktionsherde gefördert werden. Das wiederum wurde von konservativen Politikern, Gas-Industrieverbänden und einem Teil der Bevölkerung stark kritisiert. Die Verbote wurden als übergriffig und elitär gebrandmarkt. Einige konservative Gouverneure haben bereits Gesetze erlassen, die Gas-Herde in ihren Bundesstaaten schützen sollen. Der Streit um die Zukunft des Gas-Herds ist damit längst zu einem Politikum geworden.
Hierzulande drohen keine Verbote, aber das Kochen mit Gas hat keine Zukunft, wenn man aus Klimaschutzgründen auf das Verbrennen fossiler Energien verzichten will, darauf weist das Öko-Institut hin. In Neubauten in Deutschland wird ohnehin immer seltener ein Gasanschluss gelegt.
Doch was tun, wenn man zuhause einen Gasherd stehen hat? Noch funktionierende Haushaltsgeräte auszutauschen, mag aus Aspekten der Nachhaltigkeit nicht der beste Weg sein.
Tipps, um die gesundheitlichen Risiken, beim Kochen mit Gas zu minimieren, gibt u.a. das Bundesumweltamt.
Wir fassen zusammen:
- Lüften: Ja, einfach das Fenster aufmachen. Frische Luft ist immer ein guter Anfang.
- Dunstabzugshauben: Ein nützliches Hilfsmittel, das aber auch angeschaltet werden muss, soll es seine Wirkung entfalten.
- Bei Neuanschaffungen: Induktionsherde sind mittlerweile genauso sexy wie Gas und vielleicht sogar schneller.
Fazit: Der Wechsel zum emissionsfreien Kochen ist ein Gewinn für die Gesundheit und Umwelt.
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