Fast 200 Staaten haben sich auf der Weltklimakonferenz erstmals auf den Beginn des Ausstiegs aus den fossilen Energieträgern bis Mitte des Jahrhunderts geeinigt. Ist das der historische Moment, auf den die Welt gewartet hat?
Die 28. Weltklimakonferenz tagte zwei Wochen lang in Dubai in den Vereinigten Arabischen Emiraten.
Die 28. Weltklimakonferenz ist nach zweiwöchigen hitzigen Debatten beendet und herausgekommen ist das hier: In der Abschlusserklärung wird zu einer Abkehr aus fossilen Brennstoffen aufgerufen. Konferenzpräsident Sultan Ahmed al-Jaber nannte es ein „historisches Paket“.
In dem 21-seitigen Abschlusstext sind ambitionierte Ziele formuliert: Die Verdreifachung der weltweiten Kapazitäten an erneuerbaren Energien bis 2030 und eine Verdopplung der Anstrengungen bei der Energieeffizienz im gleichen Zeitraum. Die Staaten werden aufgefordert, sich von fossilen Brennstoffen in ihren Energiesystemen loszusagen und zwar auf „eine gerechte, geordnete und faire Weise“.
Die weitergehende Forderung von 130 Staaten, die zuvor gefordert hatten, den Ausstieg aus den fossilen Energien (‚Phase out‘) in der Abschlusserklärung festzuschreiben, hatte sich allerdings nicht durchgesetzt. Zudem findet Erdgas als „Übergangsenergie“ und die umstrittene Technologie zur Abscheidung und Speicherung von CO2 in dem Text explizit Erwähnung.
Let’s turn promises into progress – Verwandeln wir Versprechen in Fortschritt. so hieß der Leitspruch der COP28.
Greenpeace-Vorstand Martin Kaiser sagte, die Einigung „markiert nach 30 Jahren Klimaaktivismus den Beginn vom Ende der Öl-, Gas- und Kohleindustrie – nicht mehr, aber auch nicht weniger.“ Die Abkehr hätte „verbindlicher und ohne Schlupflöcher sein können und müssen“.
Fast 200 Länder nahmen an der 28. Weltklimakonferenz teil. Um zu einer Einigung über die Abschlusserklärung zu kommen, mussten alle teilnehmenden Staaten zustimmen. COP-Präsident Sultan Ahmed al-Dschaber verkündete die Entscheidung, nachdem keines der Länder Einwände erhoben hatte.
Der US-Klimabeauftragte John Kerry zeigte sich sich zufrieden und dankbar über den Beschluss – auch wenn sich seine Regierung klarere Formulierungen im Abschlusstext gewünscht hätte.
Doch angesichts der Kriege in der Ukraine und im Gazastreifen sowie anderer Herausforderungen rund um den Globus seien die knapp 200 Staaten im Geiste des Multilateralismus zusammengekommen und hätten versucht, das Gemeinwohl zu definieren. „Das ist das Schwierigste in der Diplomatie. Es ist das Schwierigste in der Politik“, sagte er in Dubai.
Die deutsche Delegation unter Federführung von Außenministerin Annalena Baerbock machte aus ihrer Erleichterung über die erreichten Ziele in der Abschlusserklärung keinen Hehl und sprach von einem Erfolg der Konferenz in Dubai „Im entscheidenden Moment hätten alle Verhandler, egal woher sie kämen, für einen Moment an ihre Familien gedacht und darüber, was sie fragen würden, wenn man von der Konferenz zurückkehre, sagte Baerbock. „Wir haben entschieden, dass wir die Zukunft unserer Kinder nur zusammen retten können.“.
Andere gewichtige Stimmen der Klimadiplomatie zeigten sich ebenfalls vorsichtig optimistisch.
UN-Generalsekretär Antonio Guterres sagte zu dem Beschluss. „Die Wissenschaft sagt uns, dass eine Begrenzung der globalen Erwärmung auf 1,5 Grad ohne den Ausstieg aus fossilen Brennstoffen unmöglich ist. Dies wurde auch von einer wachsenden und breiten Koalition von Ländern auf der COP28 anerkannt“, schrieb Guterres auf der Nachrichtenplattform X. Er mahnte:“ Ob man will oder nicht, der Ausstieg aus der Nutzung fossiler Brennstoffe ist unausweichlich. Hoffen wir, dass er nicht zu spät kommt.“
UN-Klimasekretär Simon Stiell rief die Weltgemeinschaft auf, den Beschluss mit Leben zu erfüllen. „Jetzt müssen alle Regierungen und Unternehmen diese Zusagen ohne Aufschub in echte wirtschaftliche Praxis umsetzen“, sagte er vor dem Plenum.
Positive Signale kamen von gewichtiger Seite: Der US-Klimabeauftragte Kerry kündigte zusammen mit der chinesischen Delegation an, dass beide Staaten ihre langfristigen Klimaschutzstrategien erneut aktualisieren wollen. China und die USA sind die beiden größten Verursacher klimaschädlicher Treibhausgase.
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Unglaublich, aber wahr: Zum ersten Mal in den fast 30 Jahren der UN-Klimaverhandlungen wird in einem Beschlusstext genannt, dass die Hauptursache der Klimakrise die fossilen Brennstoffe sind, schreibt Damian Carrington für das Climate Desk vom Bulletin of the Atomic Scientist und dass die Weltgemeinschaft bis 2050 eine komplette Abkehr von fossilen Emissionen vollziehen muss.
Bis es soweit ist, dass die Welt sich vollständig von fossilen Energien verabschiedet hat, werden noch viele Hürden zu nehmen sein: Dennoch ist der Abschlussbericht der COP28 immerhin ein vorsichtiger Grund zur Freude.
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