Stimmungsmache gegen Wärmepumpen – das gefährliche Spiel der Lobbyisten und Politik

2023 wurden wieder mehr Öl- und Gasheizungen verkauft - nur die Öl- und Gaslobby kann jubeln

2023 war das Jahr, in dem die Wärmepumpe eigentlich ihren großen Durchbruch in deutschen Haushalten feiern sollte. Doch stattdessen erlebten wir hierzulande einen regelrechten Einbruch beim Absatz dieser umweltfreundlichen Technologie. Währenddessen fanden wieder mehr Deutsche Gefallen an den umweltschädlichen Öl- und Gasheizungen. Was ist da bloß passiert? Willkommen im kuriosen Kabinett der Heizungswende!

Wärmepumpen: Die missverstandene Heizungstechnik

Die Wärmepumpe: Ein beeindruckendes Stück Technik, das aus kalter Luft, aus dem Boden oder dem Wasser Wärme zaubert. Doch trotz ihrer beeindruckenden CO2-Bilanz und staatlichen Förderungen, scheuten sich 2023 viele Hausbesitzer vor ihrer Installation. Warum? Könnte es vielleicht an Stimmungsmache gelegen haben?

Die Gaslobby hat tief in die Trickkiste gegriffen und die Wärmepumpe als teures, ineffizientes Monster dargestellt. Und einige Parteien, allen voran die AFD und Teile der CDU und FDP haben das aufgegriffen und hemmungslos Wahlkampf für sich betrieben. Auf Kosten des Klimas und unter ständiger Wiederholung falscher Behauptungen über die Wärmepumpen. Hauptsache Habeck und ’seinen‘ Wärmepumpen eins beipulen, war offensichtlich die Devise.

Es gibt Konstellationen, wo Wärmepumpen nicht das beste Mittel der Wahl sind. Spätestens das Wärmeplanungsgesetz, das bundesweit die Planung der klimafreundlichen Wärmewende für alle Kommunen Deutschlands anschiebt, zeigt das Wärmepumpen nur ein – wenn auch zentraler – Baustein in diesem großangelegten Prozess sind. Die Verantwortlichen auf kommunaler Ebene, die die zukünftige Wärmewende klima- und ressourchenschonend gestalten, planen wie selbstverständlich mit Wärmepumpen.

Wie kommt’s? Wo uns doch von einigen Politikern und einigen Medien so negative Dinge über Wärmepumpen erzählt wurden. Gruselige Geschichten über horrende Stromrechnungen und schlechte Performance im kalten deutschen Winter machten die Runde. Dass diese Mythen oft wenig mit der Realität zu tun hatten? Egal! Die Angst war gesät, und die Konsumenten griffen lieber zu altbewährten Öl- und Gasheizungen.

Öl- und Gasheizungen: Die gemütliche Vergangenheit lebt auf

Während Wärmepumpen im Abseits standen, erlebten Öl- und Gasheizungen ein Comeback, als wären sie die Rockstars der Heizungswelt. Der Absatz stieg, als hätte man das Rad der Zeit zurückgedreht. 2023 wurden mehr alte Heizungen verkauft als in den Vorjahren – ein paradoxes Bild in Zeiten des Klimawandels.

Der medial heftig ausgefochtene Streit der politischen Parteien und die monatelange Debatte über das neue Gebäudeenergiegesetz, das sogenannte Heizungsgesetz aus der Feder Robert Habecks, war ein Geschenk für die Gas- und Öl-Lobbyisten.

Dabei wird der Hintergrund des neuen Gesetzes gerne übersehen: Auch im Gebäudesektor muss CO2 eingespart werden, daher muss auch hier die Energiewende von fossilen Energien hin zu grünen Technologien erfolgen. Auch wenn viele Menschen es nicht wahrhaben wollen, den Klimawandel kann man nicht mit – alten und schon gar nicht neuen – Gas- oder Ölheizungen aufhalten. Die Politik muss lenkend eingreifen, wenn die Bürger*innen sich von alleine nicht bewegen. Das war der Hintergrund des Heizungsgesetzes. Dass die Bürger*innen sich nicht entmündigen lassen wollen, das ist ihr gutes Recht, aber das nun verabschiedete Heizungsgesetz, (schließlich ein Kompromiss der Ampelkoalition) trägt dem Rechnung und lässt dem Verbraucher*innen ausreichend Spielraum zu entscheiden. Es sieht nun vor, dass ab Mitte 2028 jede neu eingebaute Heizung zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden muss, so dass bestehende Gebäude durch die länger gewährten Übergangsfristen mehr Spielraum erhalten, während für Neubauten in Neubaugebieten diese Pflicht bereits ab Januar 2024 gilt.

Doch die Debatte um das Heizungsgesetz und die unschöne Entwicklung, dass falschen Behauptungen auch in den Medien -unwidersprochen – soviel Raum gelassen wurden, ist ein trauriges Kapitel. Es hat offenbar nicht nur viel Vertrauen bei den Bürgerinnen und Bürgern gekostet, sondern hat sich ausgerechnet für die Treiber des Klimawandels ausgezahlt. Die Stimmungsmache der Öl- und Gaslobby war leider ein voller Erfolg: 2023 wurden dem Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie zufolge rund 791.000 Gasheizungen verkauft. Das sind 32 Prozent mehr als im Jahr 2022. Auch an die 100.000 neue Ölheizungen wurden eingebaut.

Hingegen wurden im selben Zeitraum 320.500 Wärmepumpen verkauft. Das sieht im ersten Moment nach einem Erfolg aus, hatte aber mit der großen Nachfrage in 2022 zu tun, die die Branche erst im drauffolgenden Jahr bedienen konnte. Im Jahr 2023 ist die Nachfrage nach Wärmepumpen dann regelrecht eingebrochen. Die aus klimapolitischer Sicht bessere Alternative hatte also klar das Nachsehen.

Aber was motivierte die Käufer, sich für die emmissionsreiche Technologie zu entscheiden? Sicherlich spielte die Angst vor dem Unbekannten eine Rolle. Und die guten alten Brennstoffe, die jahrzehntelang günstig und scheinbar problemlos verfügbar waren, verströmen noch immer eine Lockwirkung. Die Gegebenheiten vor Ort müssen auch passen, um Wärmepumpen aufzustellen, aber ein Haus muss nicht erst grundsaniert werden, dass sich Wärmepumpen als effizient herausstellen. Und auch in kalten Wintern funktionieren Wärmepumpen.

Es ist allerdings nicht von der Hand zu weisen, dass Öl- und Gasheizungen oft niedrigere Anschaffungskosten haben, was sie für viele Haushalte kurzfristig attraktiver macht.

Doch das ist zu kurz gedacht: Der CO2-Preis, der in den kommenden Jahren stetig steigen soll, bedeutet langfristig höhere Kosten für fossile Heizungen. Was heute noch wie eine Sparmaßnahme aussieht, entpuppt sich morgen als teures Vergnügen. Das würde also bedeuten, dass das Heizen mit Gas und Öl immer kostspieliger wird, während die Wärmepumpe sich als kosteneffiziente Lösung entpuppt. Und das wäre beim Kampf gegen die Erderwärmung auch richtig und wichtig so.

Höherer CO2-Preis würde in Zukunft Gas- und Öl deutlich teurer machen – zum Nachteil von Gas- und Ölheizungen

Doch das Nachsehen hätten die Bürger*innen, die auf die Politiker vertraut haben, die die Wärmepumpen schlecht geredet haben und damit für Verunsicherung gesorgt haben.

Die Gaslobby kann sich vorerst freuen. Dank ihrer geschickten Stimmungsmache gegen die Wärmepumpe und den kurzfristig attraktiven Preisen für Gas und Öl hat sie 2023 einen klaren Sieg errungen.

Alle Politiker, die ernsthaft die Klimawende erreichen wollen, müssen sich von CO2-reichen Emissionen verabschieden. Dieser Übergang ist und bleibt ein gewaltiger Schritt, der eben auch Geld kostet. Den Staat, aber auch die Bürger*innen. Verantwortungsbewusste Politik muss darauf hinweisen und dafür werben. Dafür erhalten wir auch etwas zurück. Wir schützen das, was uns allen lieb ist. Eine lebenswerte Umwelt und ein erträgliches Klima.

Entscheidend wird sein, wie die großen Parteien Deutschlands künftig im Kampf gegen Klimakrise und Erderwärmung vorgehen wollen. Wenn klimafreundliche Technik aus ideologischen und wahlkampftaktischen Gründen kaputtgeredet wird, dann ist das für uns alle keine gute Nachricht. Denn diese Politiker*innen werden auch nicht davor zurückschrecken, gegen eine steigende CO2-Bepreisung vorzugehen. Doch das ist einer der entscheidenden Schlüssel im Kampf gegen die Erderwärmung. Nur wenn alle Politiker*innen zusammen das als Zukunftsaufgabe begreifen, kann es gelingen, denn trotz aller sozialen Abfederung wird es den Bürger*innen einiges an Mehrkosten sowie die Akzeptanz neuer unbekannter Lösungen abverlangen. Da wird noch viel mehr als nur der Einbau von neuen Heizungslösungen auf uns alle zukommen.

Es wäre ein gutes Gefühl gewesen, wenn die Gas- und Öllobby mit ihren gestrigen Positionen bei den großen, demokratischen Parteien auf taube Ohren gestoßen wären. Aber was nicht ist, kann ja noch werden.

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