Blütenträume durch Selbstaussaat
Wäre es nicht schön, wenn der eigene Garten Blumen in Hülle und Fülle hervorbrächte? Wer den Traum von einem Garten voller Blumen hegt, sollte sich einmal das Prinzip Blackbox Gardening anschauen. Dabei ist es die Natur selbst, die sät und Blumen sprießen lässt.
Blackbox Gardening
Blackbox Gardening bedeutet, dass man gezielt Sorten im Garten anpflanzt, die sich selbst versamen und vermehren, so dass man nicht immer wieder selbst neu tätig werden muss.
Das Wort Blackbox beinhaltet den Überraschungsmoment dabei. Also langweilig wird es nicht.
So ganz kann man die Hände aber natürlich nicht in den Schoß legen. Zunächst muss man einen geeigneten Bereich im Garten festlegen und diesen dann so vorbereiten, dass sich Pflanzen darauf ansiedeln und in den kommenden Jahren bereitwillig vermehren können.
Dabei ist es sinnvoll, dass man sich für Blumen entscheidet, die von den Ansprüchen zusammenpassen, denn sehr viele Pflanzen versamen sich nur dann zufriedenstellend, wenn ihnen der Standort und die Gegebenheiten zusagen.
Wenn man sich für einige vielversprechende Sorten (es gibt da einige, siehe weiter unten) und da jeweils für einige Starter-Exemplare entschieden hat, heißt es, dass die Pflanzen nach der Blüte nicht abgeschnitten werden, damit sie die Möglichkeit erhalten, freudig ihre Samen im Garten verteilen zu können. Bedeutet: Verblühtes bleibt dran. Sehr ordnungsliebende Gärtner*innen müssen da leider durch. Oder man sammelt die Samenstände ab, verwahrt sie und gibt sie dort an Stellen ins Beet, wo es hübsch aussehen könnte. Das ist dem Blackbox Gardening Prinzip dann helfend beigesprungen. Das ist der Philosophie zwar nicht stringent gefolgt, allerdings gibt es durchaus Ansätze, dass man klassisches Gärtnern mit dem innovativen Konzept des Blackbox Gardening kombiniert und sich so das Beste aus beiden Methoden sichert.
Vorausschauende Zeitgenoss*innen pflanzen zu Anfang nicht zu viele Blumen, denn das Prinzip beinhaltet gerade, dass die Pflanzfläche mit der Zeit dichter wird. Zu ungeduldig sollte man also zu Beginn nicht sein. Soweit zur Theorie. Ich war viel zu begierig aufs Pflanzen und habe auf zu viele Blumen gesetzt, die sich später gegenseitig in die Quere gekommen sind.
Besser ist es, wenn man auf der zu bepflanzenden Fläche auch einige Pflanzen, die sich nicht so üppig ausbreiten, einplant und für die Lücken im Beet auf Einjährige setzt.
Auch eine Kombination ist möglich: In diesem Teil des Beetes wurden Rosen mit versamenden Pflanzen, wie in diesem Fall Kugellauch, ergänzt.
Im folgenden Jahr ist vor allem Orakeln gefragt, bzw. zielgerichtete Jungpflänzchen-Bestimmung. Denn wenn dann im Frühjahr/Frühsommer im zweiten Jahr zum ersten Mal neue Sämlinge erscheinen, besteht die große Kunst darin, zu bestimmen, ob dieser zarte grüne Stängel mit den zwei, drei hervorsprießenden Blättchen zu einer der gewünschten Sorten gehört oder eben nicht? Und die wichtige Frage, die sich daraus ergibt: Sollte das Pflänzlein besser entfernt werden oder darf es weiterwachsen?
Es gibt auch in der Tat einige Arten, die so ausbreitungsfreudig sind, da kann es nicht schaden, sie rechtzeitig in Schach zu halten.
Man kann auch versuchen, Blackbox Gardening mit Mohn zu betreiben, allerdings kommt Mohn meist erst aus umgebrochenen, umgegrabenen Flächen wieder zum Vorschein. Versuche lohnen sich auf jeden Fall.
Wer Spaß daran hat, natürlich zu gärtnern, Experimente zuzulassen, Zeit und Geld einsparen will und eine hohe Blütendichte mag, der wird an Blackbox Gardening seinen Spaß haben. Zu dogmatisch muss man es nicht unbedingt betreiben und vielleicht bieten sich einige Probebeete oder Ecken im Garten an, um das Überraschungsgärtnern auszuprobieren.
Das Blackbox Gardening hat etwas Bestechendes und passt zu einem nachhaltigen Gartenansatz.
Die Vorteile
– Es müssen nur wenige Pflanzen erworben werden. Die Samen sorgen in den Folgejahren dann hoffentlich für genügend Nachschub, was sich immer mehr potenziert.
– Dass nicht immer neue Pflanzen gekauft werden müssen, spart Ressourcen (allen voran die Einsparung der lästigen Plastikpflanztöpfe)
– Das Blackbox Gardening bevorzugt die Pflanzen, die sich an dem eingesetzten Standort besonders gut durchsetzen können, viele dieser Pflanzen sind Insektenmagneten
– Auch ungeübte Gärtner*innen können damit über die Zeit beeindruckende Blütenergebnisse schaffen
– Blackbox Gardening ist bei der richtigen Sortenwahl eine positive Büchse der Pandora, die die Natur selbst tätig werden lässt und mit aufregenden Wachstumsprozessen überrascht.
– diese unkonventionelle Methode kommt faulen Gärtner*innen durchaus entgegen, vor allem wenn man den Prozess beobachtet und ggf. in den Anfängen gegensteuert oder einige Pflanzen eindämmt
Die Nachteile
– Wer ausschließlich auf Blackbox Gardening setzt, muss Geduld mitbringen
– Der eigene gestalterische Handlungsspielraum mag manch einem bei der Methode zu sehr eingeschränkt sein
– Die ausgewählten Flächen sehen unter Umständen ungepflegter aus als konventionell begärtnerte Beete, insbesondere falls es zu einer ungleichmäßigen Bewuchsdichte kommt oder die verblühten Samenständen das Auge stört.
Der Phlox
Es gibt unzählige Pflanzensorten, die sich für das Blackbox Gardening eignen. Eine sehr umfangreiche und detailreiche Übersichtsdarstellung findet sich in dem Buch Blackbox Gardening.
Aus eigener Erfahrung kann ich folgende Pflanzen empfehlen:
Das sind Sorten, die sich bereitwillig in unserem Garten versamen, ohne Probleme – und ohne Probleme zu machen.
Akelei – sehr aparte Blume in mannigfaltigen Farben, mag es eher halbschattig, ist aber so anspruchslos, dass sie sich bereitwillig versamt und immer wieder an überraschenden Stellen im Garten auftaucht. Da sie so filigran ist, wirkt sie nie zu dominant. Blüht schon früh im April/Mai.
Allium aflatulense. Den Kugellauch gibt es in kräftigem Purpur oder zwartem Lila – diese Allium-Art, die im Mai, Juni blüht, versamt sich mit der Zeit zuverlässig, wenn ihm der Standort zusagt.
Allium Sphaerocephalon, der kugelköpfige Lauch verbreitet sich zurückhaltend. Durch seinen schmalen Wuchs fügt er sich aber wunderbar auch in kleine Beete ein.
Baldrian, die bekannte Heilpflanze hat hübsche weiße Blüten, die wie ein Sonnenschirm an hohen Stielen über den Beeten thronen und versamt sich unkompliziert, wenn ihr der Standort zusagt.
Bertramsgarbe, kleine weiße Bällchen zieren die gefüllte Bertramsgarbe. Eine zarte, nicht sehr raumgreifende Pflanze. Die Bertramsgarbe macht sich sehr hübsch im Staudenbeet, anspruchslos, nicht zu ausbreitungsfreudig.
Blut-Weiderich – Lythrum salicaria verträgt Sonne, mag allerdings sehr gerne feuchte Standorte (bei viel Hitze auf ausreichende Bewässerung achten). Er versamt sich sehr zuverlässig. Wem es zuviel wird, kann versuchen die Sämlinge möglichst früh, umzusetzen. Gut für den Schnitt geeignet.
Borretsch, wenn man sie einmal im Garten hat, versamt sich die Pflanze zuverlässig von selbst. Das besondere sind ihre wunderschönen blauen, sternförmigen Blüten, die essbar sind und eine Zierde für viele Gerichte darstellt. Die Pflanze wächst allerdings ziemlich ausladend und mit ihren behaarten, kreuz und quer verlaufenden Trieben muss man sie manchmal ein wenig zusammenbinden oder durch Schnitt in Form halten. Der Boden sollte kalkhaltig und locker sein. An heißen Tagen sollten die Pflanze gut gegossen werden. Bienen lieben Borretsch auch.
Echtes Mädesüß – auf langen dünnen Stängeln tanzen im Juni kleine weiße Wölkchen, die sich mit der Abblüte in ein apartes helles Rosa verwandeln. Das Mädesüß ist sehr ausbreitungswillig und aufgrund der zwar grazilen, aber ausladenen Blattmenge kann das Mädesüß durchaus viel Raum im Garten beanspruchen. Um der Ausbreitung heer zu werden, haben wir sie in Plastiktöpfen versenkt, wo wir die Böden herausgeschnitten haben und die wir komplett in die Erde eingegraben haben – fertig ist die Wurzelsperre. Die Dolden können verzehrt werden. Um wieder Platz zu schaffen, kann die Pflanze nach der Blüte komplett zurückgeschnitten werden.
Fingerhut, hier scheiden sich die Geister, weil sehr giftig, aber mit ihren staatlichen Blütenkelchen in diversen Farben ein Hingucker. Die zweijährige Pflanze mag es eher schattig, halbschattig. Wir lassen sie nur in schwer erreichbaren Gartenteilen stehen, damit nicht doch aus Versehen ein Kind mit ihr in Berührung kommt.
Goldmohn (Eschscholzia) wird auch kalifornischer Mohn genannt, denn es ist die Staatsblume des amerikanischen Bundesstaates. Dort werden riesige Flächen von dem im kräftigen Orange blühenden Eschscholzia bedeckt. Die Pflanze versamt sich zuverlässig, mag es sonnig und trocken und ist anspruchslos. Leider eignet sie sich nicht zur Schnittpflanze, da die Blüten in der Vase schnell abfallen. Goldmohn bildet keine Samenkapseln wie der echte Mohn. Die Pflanze ist in allen Teilen giftig. Es gibt auch Züchtungen in anderen sehr aparten Farben, wie eine Cremeweiß, apricot oder einem zarten Rosa.
Jakobsleiter, mit ihren anmutigen blauen Blumen sehr besondere Anmutung, auf nährstoffreichen Gartenböden bei nicht zu großer Konkurrenz breitet sich das Polonnium eher in langsamerem Tempo aus.
Königskerze, mit ihren hohen Stängeln in weiß oder in gelb (kann Exemplare von stattlichen Ausmaßen hervorbringen), ein Hingucker im Beet. Die Blätter werden sehr groß und nehmen daher anderen Pflanzen Licht und Raum weg. Zweijährig.
Malven, es gibt unzählige Arten, einige sind nur einjährig, aber fast alle versamen sich selber fleißig. Sie sind auspruchslos und ab Juni/Juli Dauerblüher, sie mögen recht nährstoffreichen, nicht zu verdichteten Boden. Gar nichts falsch machen, kann man mit der Malva Sylvestris – der Wilden Malve, die sehr robust ist.
Moschusmalve (Malva moschata) verdient besondere Erwähnung. Die anspruchslose Staude versamt sich zuverlässig und ist mit ihren zarten rosa Blüten eine Augenweide. Sie wächst auf trockenen Böden, ist in allen Teilen essbar (auch die Samenkapseln können wie Kapern gegessen werden) und ist ein wichtiger Pollenspender für die gefährdete Malven-Langhornbiene.
Große Nachtkerzenblume sieht sehr imposant aus mit ihren gelben Blüten, die sich abends öffnen. Die große Nachtkerzenblume ist essbar (Blüten, Wurzel), ist eine Augenweide im Staudenbeet und blüht sehr lange. Versamt sich zuverlässig. Sie findet in der Kosmetik und Hautmedizin Anwendung.
Phlox, wunderschöne Cottagegartenblume in vielen Farben, Klassiker für sonnige Standorte, blüht im Juli, nicht sehr ausbreitungsfreudig, aber ab und an taucht an unvermuteter Stelle ein neuer Phlox auf. Da die Versamung nicht zuverlässig klaptt, kann man bei größeren Pflanzen den Ballen der Staude gut teilen und an unterschiedlichen Stellen wieder einpflanzen. Das ist dann allerdings die klassische Methode.
Schafgarbe, hübsch, aber bei uns nur zurückhaltend ausbreitend, da sich die Schnecken gerne darauf stürzen. Bei größerem Platz, aber sehr anspruchslos, essbar
Stockrose oder -malve (Alcea rosea), zweijährig, eigentlich vermehrt sich die Stockmalve vielerorts sehr zuverlässig, bei uns findet die Blume offensichtlich nicht die optimalen Bedingungen vor, denn sie versamt sich (bis auf einen Ausrutscher) nicht. Es fehlt ihr ein windgeschützter, warmer, konkurrenzarmer Standort.
Vexiernelke, hübscher Farbtupfer in einem bestechenden Pink, das noch in meterweiter Entfernung ins Auge sticht, obwohl die Blüten nicht groß sind. Das Blattwerk schimmert silbrig grün. Unkompliziert, nicht zu ausbreitungsfreudig, mag es sehr sonnig
Wilder Oregano oder Glatter Blumen-Dost, bildet kleine helllilafarbene Blüten aus, versamt sich so zuverlässig, so dass er ruhig großzügig ausgedünnt werden oder auch in Blumenkübeln in der Erde versenkt werden kann, um die Ausbreitung zu minimieren. Sehr sonnen- und trockenheitsverträglich, robust und winterhart. Zum Vasenschnitt geeignet. Die Pflanze ist aber nicht mit dem einjährigen Würz-Oregano (Oregano onites) zu verwechseln. Vom Aroma her macht der Wilde Oregano nicht viel her.
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